Mit der Gründung der Firma onnecto GmbH – einer Kooperationsgesellschaft zur Umsetzung smarter, digitaler Lösungen im Osnabrücker Land, beschreiten Stadtwerke und Landkreis Osnabrück neue Wege der Zusammenarbeit und ebenen den Weg für den Roll-Out von IoT-Technologien im Osnabrücker Land.
Vor etwa fünf Jahren haben die Stadtwerke in der Stadt Osnabrück ein Funknetz aufgebaut, das heute bereits für zahlreiche smarte Anwendungen genutzt wird. Was hat nun den Landkreis Osnabrück dazu bewogen, gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück die „onnecto“ ins Leben zu rufen – eine Gesellschaft, die verspricht, das Funknetz in der gesamten Region auszubauen und zu betreiben?
Peter Schone: Für uns war das eine logische Weiterentwicklung unserer Digitalisierungsstrategie im Landkreis Osnabrück. Irgendwann stößt man unweigerlich auf das Thema IoT und die damit verbundenen Möglichkeiten. Wir hatten uns bereits verschiedene Praxisbeispiele aus anderen Bereichen und Kommunen angeschaut. Durch die Ansprache von Herrn Lemme und seinen Kollegen von den Stadtwerken kamen wir auf die Idee, das Thema LoRaWAN für uns zu prüfen. Es wurde schnell klar, dass die Stadtwerke bereits gute Erfahrung in diesem Bereich haben. So sind wir ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass viele Anwendungsfälle auch für den Landkreis Osnabrück interessant sein können und wir auf das Know-how der Stadtwerke gerade auch im Bereich LoRaWAN Infrastruktur aufbauen können. Insbesondere, weil smarte Infrastrukturen nicht nur für die digitale Weiterentwicklung der Verwaltungsaufgaben zentral sind, sondern weil diese auch als Standortfaktor wirken.
Wie die Gesellschaft onnecto unter Beweis stellt, ist der Einsatz von IoT-Technologien für Kommunen und Stadtwerke gleichermaßen relevant. Welche zentralen Ziele verfolgen die Stadtwerke einerseits und der Landkreis andererseits mit dem Ausbau entsprechender Infrastrukturen?
Peter Schone: Ich denke, dass die Zielsetzungen, wenn es um IoT-Anwendungen oder Digitalisierung geht, gar nicht so unterschiedlich sind. Alles, was für die Stadtwerke von Interesse ist – ob Mobilität, Prozesseffizienz oder Lebensqualität – sind auch für uns relevante Themen. Die Stadtwerke und die Stadt Osnabrück wollen ebenso die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger erhöhen, was auch ein Ziel des Landkreises Osnabrück ist. Unsere Ziele sind also sehr ähnlich.
Ingo Lemme: Wie Herr Schone bereits sagte, sind Lebensqualität und Versorgungssicherheit zentrale Punkte, die wir als Stadtwerke im Fokus haben. Funknetze machen nicht an Stadt- oder Gemeindegrenzen Halt. Wir haben uns vor etwa sechs Jahren dazu entschieden, Vorreiter für Digitalisierungsthemen in dieser Region zu sein. Das bedeutet, dass wir nicht nur die Stadt Osnabrück, sondern natürlich die gesamte Region Osnabrück einbeziehen. Daher war es logisch, mit umliegenden Kommunen und dem Landkreis zu kooperieren, um unsere Kompetenz zu erweitern und eine wichtige Rolle in der Region einzunehmen.
Die Landrätin Anna Kebschull nennt die Gründung der gemeinsamen Gesellschaft einen „Startschuss für eine bessere Zukunftsfähigkeit. Was haben die Stadtwerke Osnabrück diesbezüglich durch ihre Erfahrungen in der Stadt Osnabrück bereits erreichen können?
Ingo Lemme: Aus städtischer Sicht kann ich bestätigen, dass das Thema IoT ein Treiber für Innovation ist. Stadtwerke und Unternehmen in Osnabrück haben bereits verschiedenste Anwendungsfälle über das LoRaWAN der onnecto umgesetzt. Natürlich kann ein solches Thema eine große Strahlkraft haben und ein Startschuss sein, um sich auch im Landkreis intensiver damit auseinanderzusetzen und das Thema weiterzudenken. Ein typisches Beispiel ist da die sensorbasierte Pegelmessung des Grundwassers. Hierdurch wissen wir jederzeit, wie der Zustand dieser wichtigen Lebensgrundlage ist, was in Anbetracht der intensiven Sommer der letzten Jahre in vielen Regionen ein zukunftsträchtiges Thema ist. Im Bereich nachhaltigen Bewirtschaftung der Ressource Wasser, hat der Landkreis ein großes Förderprojekt (WaMOs) ins Leben gerufen, in dem wir viele Anwendungsfälle der Wasserwirtschaft sowie unsere Erfahrung im Bereich der Datenverarbeitung einbringen und in die Umsetzung bringen können.
Die onnecto versteht sich als Partner für smarte, digitale Lösungen in Osnabrück und im Osnabrücker Land. Dafür habt ihr eine besondere Form der Kooperation zwischen der BEVOS Beteiligungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH des Landkreises Osnabrück und der Stadtwerke Osnabrück AG gewählt. Welche Vorteile bietet dieser Weg gegenüber der bisherigen Herangehensweise?
Peter Schone: Kooperation bedeutet, dass zwei Organisationen zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Thema voranzubringen. Für uns war klar, dass wir den Bereich IoT nicht allein aufbauen wollen. Mit einem erfahrenen Partner wie den Stadtwerken Osnabrück können wir Synergieeffekte nutzen und schneller in die Umsetzung gehen. Es geht darum, Ressourcen und Wissen zu bündeln, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Ingo Lemme: Wir bringen unterschiedliche Stärken in die Gesellschaft ein. Die Stadtwerke haben ihre Kompetenz im Bereich IoT und technische Infrastruktur, während der Landkreis regional gut vernetzt ist und organisatorische Expertise mitbringt. Diese Kombination ermöglicht es uns, effektiv zu arbeiten und voneinander zu profitieren.
Während die Stadtwerke Osnabrück mit ihren bisherigen Aktivitäten in der Stadt Osnabrück vor allem den dichter besiedelten Raum in den Blick genommen haben, wird die onnecto künftig auch in ländlicheren Gebieten im Landkreis tätig sein. Was sind die Unterschiede zwischen städtischem und ländlichem Raum, die dabei berücksichtigt werden müssen?
Ingo Lemme: Wenn es um Funknetzausbau geht, macht es unter technischen Gesichtspunkten sicherlich einen Unterschied, ob man sich im dicht oder niedrig besiedelten Raum befindet. Größere Waldgebiete im Landkreis sind da beispielsweise eine natürliche Herausforderung. Gleichzeitig gibt es natürlich auch im Landkreis dichter besiedelte Räume. Aufgrund der Heterogenität braucht man also differenzierte Herangehensweisen. Wir haben da gute Fachleute, die uns bei diesen spezifischen Herausforderungen unterstützen und begleiten. Was die konkreten Anwendungsfälle anbelangt, stehen im städtischen Bereich derzeit Verkehr, Umweltdaten und Monitoring der Versorgungsnetze im Fokus, während im ländlichen Raum auch Anforderungen wie Grundwasserbedarf, Bodenfeuchte aber auch Ressourcenmanagement in der Landwirtschaft relevant sind.
Kooperationen zwischen Stadtwerken und Gebietskörperschaften haben den Ruf, rechtlich und organisatorisch nicht immer unkompliziert zu sein. Hand aufs Herz: Wie mühselig war es, ein Konstrukt wie die onnecto zu realisieren und was waren eurer Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Peter Schone: Es ist immer eine Herausforderung, eine Kooperationsgesellschaft zu gründen – Egal zwischen welchen Partnern. Da sind Stadtwerke und Gebietskörperschaften gar nicht mal ein Sonderfall. Es braucht Zeit, bis alle organisatorischen und rechtlichen Fragen geklärt sind. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor in diesem Fall war, dass die Vorstände von Landkreis, Stadt und Stadtwerken stark hinter dem Projekt standen.
Wer sind genau die „Kundinnen und Kunden“ der onnecto – Nur der Landkreis oder können auch andere Akteure auf die Leistungen zugreifen. Welche Aufgaben übernimmt die onnecto für ihre Kundschaft?
Ingo Lemme: Das Netz der onnecto ist ein öffentliches Telekommunikationsnetz und steht daher nicht nur den Gesellschaftern zur Verfügung. Auch Unternehmen in der Region können es nutzen, um Anwendungsfälle über das LoRaWAN-Netz im Bereich IoT umzusetzen. Die onnecto bietet ihre Dienstleistungen offen für alle an, die diese Technologie oder Infrastruktur benötigen. Es gibt auch schon erste Kunden, die das für sich nutzen.
Das Osnabrücker Land zu einer smarten Region weiterzuentwickeln, klingt erstmal nach einem ambitionierten Ziel. Was sind die konkreten nächsten/ersten Schritte, die mit der frisch ins Leben gerufenen Gesellschaft nun angegangen werden sollen?
Peter Schone: Zunächst ist die flächendeckende Grundversorgung mit einem entsprechenden Funknetz im gesamten Landkreis Osnabrück geplant. Parallel dazu starten wir verschiedene Anwendungsfälle und Projekte, zum Beispiel die Anbindung von Liegenschaften des Landkreises an das LoRaWAN-Netz, um Zählerstände digital zu erfassen. Das spart Zeit und Ressourcen. Außerdem hilft es bei den Nachhaltigkeitsberichten, die Kommunen zukünftig anfertigen müssen.
Ingo Lemme: Wir beschäftigen uns auch mit dem klassischen Unternehmens- und Markenaufbau. Das ist für uns ein wichtiger Baustein, um als zukunftsgerichtetes Unternehmen präsent zu werden und auch ein gewisses Standing in der Region zu entwickeln. Wir schließen hierzu auch Kooperationen mit Partnern in der Region, um unsere Gesellschaft und Dienstleistungen bekannter zu machen. Dabei geht es nicht nur um potenzielle Kundschaft, sondern auch um Kooperationen mit anderen Akteuren. Besonders in Bereichen, wo nur geringe Kompetenzen vorhanden sind oder andere Unternehmen ein stärkeres Portfolio haben, sind strategische Partnerschaften ein wichtiger Baustein, denn sie helfen uns, unseren Kunden Lösungen schnell und in höherer Qualität anzubieten.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
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