Baustellen – sei es an Straßen, Versorgungsleitungen oder Gebäuden – sind ein alltägliches Bild in Kommunen. Sie sind notwendig, um die Qualität von Infrastrukturen zu erhalten bzw. zu verbessern und anforderungsgerecht weiterzuentwickeln. Um komplexe Bauprojekte zu koordinieren und einen reibungslosen, störungsarmen Verlauf sicherzustellen, ist ein effizientes Baustellenmanagement zentral. Digitale Lösungen bieten vielfältige Möglichkeiten, um Akteure hierbei zu unterstützen.
Herausforderungen beim Baustellenmanagement
Baustellen durchlaufen viele Phasen: Planung, Genehmigung, Durchführung, Kommunikation, Fertigstellung. In jeder Phase müssen verschiedene Akteure zusammenarbeiten, Daten ausgetauscht und Abläufe koordiniert werden, was diverse Herausforderungen mit sich bringt:
- Vorausschauende Projektplanung: Verzögerungen durch schlechtes Wetter, Lieferengpässe oder unvorhergesehene Probleme sind nicht selten. Eine detaillierte Planung und flexible Lösungsstrategien sind erforderlich, um Störungen zu minimieren.
- Verkehrsmanagement: Baustellen beeinflussen Verkehrsfluss und -sicherheit. Eine effiziente Verkehrssteuerung kann Beeinträchtigungen reduzieren.
- Umwelt und Lärmschutz: Bauarbeiten verursachen Lärm, Staub, Erschütterungen und andere Emissionen, die für Anwohner:innen und Umwelt belastend sind. Die Einhaltung von Umweltschutzauflagen bedarf einer sorgfältigen Planung und Kontrolle.
- Abstimmung von Stakeholdern: Verschiedene Akteure (Behörden, Baufirmen, Infrastrukturbetreiber) planen und führen Maßnahmen oft unabhängig voneinander durch. Eine koordinierte Zusammenarbeit ist essenziell, um Doppelarbeiten, Verzögerungen und unklare Zuständigkeiten zu vermeiden.
- Genehmigungsprozesse: Bauprojekte erfordern zahlreiche Genehmigungen unter Berücksichtigung kommunaler, landes- und bundesweiter Vorgaben. Effiziente Prozesse und Standards beschleunigen die Abwicklung.
- Kommunikation und Information: Eine frühzeitige, umfassende Bürgerinformation beugt Verzögerungen durch Beschwerden vor und macht Auswirkungen transparent.
- Baustellenkontrolle und Qualitätssicherung: Eine intensive Bauüberwachung hilft, Planabweichungen oder Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
Digitales Baustellenmanagement
Das Baustellenmanagement ist eine komplexe Aufgabe, weshalb vielfach Baustellenmanagement-Software im Einsatz ist. Je nach Nutzergruppe und Anwendungsfeld (Gleisbau, Hochbau, Netz- und Tiefbau) helfen diese Systeme dabei, Baumaßnahmen zu planen, zu erfassen oder zu dokumentieren, Antragsverfahren abzuwickeln, Verkehrsflüsse zu steuern oder die Öffentlichkeit zu informieren.
Allerdings nutzen unterschiedliche Akteure oft eigene Softwarelösungen, die auf ihre spezifischen Aufgaben und Anforderungen abgestimmt sind. Da vielfach Standards und Schnittstellen für den Datenaustausch fehlen, entstehen Insellösungen, die nicht miteinander vernetzbar sind.
Viele Baustellen-Softwarelösungen dienen zudem hauptsächlich der Visualisierung von Baustellen (z. B. interaktive Karten). Eine echte Prozesssynchronisation zwischen den Akteuren fehlt häufig.
Eine einheitliche Plattform als Lösung
Um die genannten Herausforderungen zu bewältigen, ist eine zentrale, integrierte Plattform sinnvoll, die alle relevanten Akteure miteinander verbindet, den Austausch von Daten erleichtert und Prozesse synchronisiert. Eine solche Plattform würde im Sinne einer Single-Source-of-Truth alle notwendigen Informationen zu Baustellen an zentraler Stelle bündeln. Dadurch könnten Dateninkonsistenzen, Redundanzen und Missverständnisse zwischen den Beteiligten vermieden und Transaktionsprozesse automatisiert werden. Zudem würden technische Ressourcen effizienter genutzt, da sich die Kosten auf mehrere Partner verteilen ließen.
Damit eine solche Plattform erfolgreich ist, sind jedoch offene Standards und gemeinsame Schnittstellen wichtig. Open-Source-Lösungen bieten hier entscheidende Vorteile: Sie ermöglichen eine flexible Anpassung an spezifische Bedürfnisse und vermeiden Abhängigkeiten von proprietären Anbietern.
Trotz der Vorteile erschweren jedoch unterschiedliche fachliche Zuständigkeiten, finanzielle, technische, administrative und rechtliche Hürden (u. a. Datenschutz- und IT-Sicherheitsrichtlinien, Anfangsinvestitionen) den Aufbau einer einheitlichen digitalen Lösung. Entscheidungsträger:innen scheuen daher oftmals dem Umstieg von etablierten Lösungen auf neue Technologie, da kurzfristige Kosten im Vordergrund stehen und konkrete, messbare Nutzen fehlen. Hinzu kommt, dass durch die Komplexität und Vielfalt von fachspezifischen Prozessen die Anforderungen an eine übergreifende Lösung hoch sind, weshalb derzeit überwiegend proprietäre Softwarelösungen auf dem Markt etabliert sind.
Urbane Datenplattformen als Gamechanger
Der Aufbau und Betrieb eines übergreifenden Baustelleninformationssystems allein ist ressourcenaufwendig, da sowohl Initialkosten für die technische Infrastruktur und Integration verschiedener Systeme als auch die kontinuierliche Wartung und Anpassung berücksichtigt werden müssen. Wenn jedoch auf einer bereits bestehenden Dateninfrastruktur aufgebaut werden kann, können Skalen- und Plattformeffekte realisiert werden, die den Aufwand erheblich verringern.
Urbane Datenplattformen, wie der CIVITAS/CORE sind in diesem Zusammenhang eine Schlüsselinfrastruktur, denn sie bieten eine modulare, offene Infrastruktur, die es Kommunen ermöglicht, verschiedenste Daten an einer zentralen Stelle zu bündeln und damit eine fach- und institutionenübergreifende Datennutzung zu ermöglichen. Sie sind dabei nicht fokussiert auf einen Anwendungsfall, sondern können für eine Vielzahl anderer kommunaler Szenarien genutzt werden, wodurch Synergien zwischen verschiedenen Anwendungsfällen realisiert werden können. Dies reduziert den Aufwand pro Anwendungsfall, da grundlegende Komponenten wie Datenbanken, Schnittstellen und Sicherheitsmechanismen nicht immer wieder neu geschaffen werden müssen. Der CIVITAS/CORE stellt hierfür eine offene, modulare Lösung bereit, die kosteneffizient nach Bedarf weiterentwickelt, erweitert und angepasst werden kann.
Bezogen auf das Baustellenmanagement können Datenplattformen durch die zentrale Datenhaltung dabei unterstützen, Antrags- und Genehmigungsunterlagen, Baustellenstatus, Geo-Koordinaten und Verkehrsinformationen zusammenzuführen und Informationen aus verschiedenen Systemen (z. B. kommunale Bauverwaltungen, Versorger, Verkehrsleitzentralen) für eine koordinierte Planung zu harmonisieren. Durch die Integration von Echtzeit-Daten aus IoT-Systemen kann zudem eine dynamische und effiziente Steuerung der Baustellen ermöglicht werden. Bestehende Fachanwendungen können dabei in der Regel eingebunden werden, sodass keine vollständige Umstellung auf neue Systeme notwendig ist.
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